Samstag, 14. Dezember 2019


Oft scheint sich das größte Problem der Menschheit und der Muslime um ein Stück Stoff zu drehen, das die Haare bedeckt.
Im Laufe der Geschichte können wir immer wieder sehen, wie sich Sichtweisen in Bezug auf die Frauenkleidung wiederholen. Nicht nur bei muslimischen Frauen, sondern allgemein ist die Kleidung Ursache für das Unheil in der Welt, aber auf jeden Fall für das, was einer Frau zustoßen kann.
 
Die Melhfa (Fragment aus dem Buch: Safar / Reisen - Marokko sehen und erleben, Kapitel Kleidung)

Dieses Gewand ist ein etwa 3,5/4 m x 1,6 m messendes Wickeltuch. Mit zwei Knoten werden die Kopf- und Armöffnungen markiert und das Tuch zweimal um den Körper, und dann ein- oder zweimal über den Kopf drapiert. Die Armlöcher sind so groß, das frau durch sie hindurch an Taschen in der unteren Kleidung gelangen oder auch das Kind stillen kann. Bei der Arbeit wird oft das untere Teil nach oben umgeschlagen (darunter tragen sie meist Hosen) und um die Hüfte geknotet.
Meine erste Melhfa kaufte ich im ersten Jahr in Guelmim. Inzwischen habe ich immer wieder Melhfas geschenkt bekommen und schon eine ganze Sammlung. Ich habe nach und nach die vielen Vorzüge dieser Kleidung entdeckt: Die Melhfa ist ein ”Anti Konsum/Marken Kleidungsstück“, bei dem das Gesicht frei bleibt und nur bedeckt wird aus verschiedenen praktischen Gründen: Es dient als Sonnenschutz, der Sand bei den häufigen Sandstürmen wird gefiltert, unangenehme Gerüche werden abgehalten und die Ansteckungsgefahr wird vermindert. Besonders in Erkältungszeiten kommen Viren weder raus noch rein. Von den Fliegen und anderen Insekten bleibt frau weitgehend unbehelligt. Ich kann mich verstecken, wenn ich nicht fotografiert werden will. Wenn ich mich nicht traue zu tanzen, bedecke ich mein Gesicht, kann trotzdem sehen und die Schüchternheit ist weg. Das Telefon kann frau ans Ohr klemmen wie auch bei anderen Kopftüchern und freihändig sprechen. Wenn die Zähne schlecht sind oder das Haar kraus, können sie versteckt werden. Manchmal wird am oberen Zipfel der Hausschlüssel angeknotet und einer der Unteren zum Putzen der Kindernasen genutzt.

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